KG-Sieglar

Euphorischer Herrentreff der KG Sieglar

Es gibt solche und solche Herrensitzungen der 1. Großen Karnevalsgesellschaft Sieglar: sehr gute und euphorische, bei denen die Gesellschaft im Saal mit Akteuren und Elferrat auf der Bühne zu einer swingenden, schunkelnden Einheit wird. Am 14. Januar erlebten wir im Saal Zur Küz ein Event der letztgenannten Kategorie. Mit zwei Premieren und guten geliebten alten Bekannten wie den Altstädtern, den Rheinveilchen, dem Schutzmann, dem Knallkopp, den Räubern, Cat Ballou und Dirty Ado Guido Cantz, was noch aufzulösen sein wird. KG- und Elferrats-Präsident Marco Esch feierte an diesem Nachmittag zudem seinen Geburtstag. KG-Senator Holger Hürten übergab ihm ein Weinpräsent.

KG Sieglar: Herrensitzung 2017. Fotos: Carsten Seim

Mit klingendem Spiel und Tanz ihres Funkmariechens Stefanie Scharfe sowie Tanzoffizier Jens Scharfe eröffnete das Kölner Traditionschor Altstädter von 1922 e. V. die Sitzung. Als Eisbrecher folgte Martin Schopps. Er punktete unter anderem mit Anekdoten aus seinem Job. Alkoholische Getränke auf den Tischen seien für ihn Alltag: "Ich bin Berufsschullehrer." Die Political Correctness, die die deutsche Sprache mit zum Teil akademisch wirkenden Umschreibungen bereichert hat, veräppelte er mit einem im kölsch geprägten Karneval immer willkommenenen Seitenhieb auf die Düsseldorfer: Diese seien Neandertaler mit karnevalistischem Illusionshintergrund.

KG Sieglar: Herrensitzung 2017. Fotos: Carsten Seim

Die Räuber folgten und begeisterten mit Kölsche Mädche bütze joot ebenso wie mit ihren Hymnen Dat Es Heimat und Wenn et Trömmelche jeht. Immer gern gesehen im Saal zur Küz sind ihre Ausflüge in die 60er-Jahre mit Rock-Songs von Credence Clearwater Revival. Es war, wie Karl-Heinz „Charly“ Brand, Frontmann mit Hut und "Vater der Räuber" sagte, die Musik, mit der er angefangen hat und zu der er jetzt nach seinem bevorstehenden Abschied von den Räubern wieder zurückkehren will. Äußerung des Bedauerns kamen aus dem Publikum. Die Räuber, die KG und der eingeschworene Kreis sind in dieser Besetzung zusammengewachsen. Schade. Aber darüber haben der Autor und der Mann mit dem Hut im vergangenen Jahr einmal auf der Empore vor dem Saal gesprochen. Respekt für seine Gründe, aber ein Stück Lokalkolorit geht mit ihm. Doch niemals geht man ja bekanntlich so ganz.

KG Sieglar: Herrensitzung 2017. Fotos: Carsten Seim

Guido Cantz trug an diesem Abend Fliege zum gewohnt roten Outfit – zur Feier seines 25. Bühnenjubiläums. Der gefärbte Showprofi ist eigener Angabe nach rot-blond wie Boris Becker und lässt die eigene Haartracht eigener Angabe nach alle vier Wochen wieder in weißblonde Bühnenfarbe bringen. Quelle. Frisuraffin zeigte sich Cantz auch an diesem Abend, als er den Autor aufs Korn nahm. Dieser sei wohl 25 Jahre nicht zum Friseur gegangen. "Ado mit der Goldkante", assozierte der Porzer unter Gelächter. Den Konsumenten einer Flasche alkoholfreien Biers adressierte Cantz mit der Frage: "Was haben ein BH und ein alkoholfreies Bier gemeinsam?" und lieferte die Antwort gleich mit: "Aus beiden ist das Beste heraus." Der Gag ist hier nachzulesen: Quelle. Auch Ausflüge in die Politik ließ er nicht fehlen. Trump, Putin, Erdogan und Nordkoreas Potentat Kim jong-un hatte der Spötter aus Porz im Visier. Von einer Demokratie sei die Türkei so weit entfernt "wie der Papst von einer Nacht mit Helene Fischer“. Eine Perle in der karnevalistischen Offensive gegen politisch korrekt verschwurbelte Formulierungen war der Cantz-Satz: „Taschendieb heißt jetzt: Fachkraft für spontane Eigentumsübertragung.“

KG Sieglar: Herrensitzung 2017. Fotos: Carsten Seim

Wie immer hatte auch der Kölsche Schutzmann Jupp Menth Politiker im Visier – zum Beispiel Frank-Walter Steinmeier, dessen Reden die "Firma Valium" als "Beipackzettel" verwenden sollte. Generell wenig Redner-Sympathie in dieser Session erntet Grünen-Chefin Peter mit ihrer Polizei-Kritik. Ex-Kripomann Menth ging derb mit ihr ins Gericht. Was er darüber sagte, möge in der Vertraulichkeit dieser Herrensitzung verbleiben.

Ungerührt von den aktuellen politischen Turbulenzen zeigte Ne Knallkopp Dieter Röder Kontinuität im jecken Irrsinn. Er war ganz der Alte – es gibt wohl niemanden, der Witze cooler vorträgt.

KG Sieglar: Herrensitzung 2017. Fotos: Carsten Seim

Gottfried Löhr, Chef der Kölner Rheinveilchen, erhielt auf der Bühne feierlich die Mütze der 1. Großen Karnevalsgesellschaft. Er ist deren 99. Mitglied. Wie immer bestach sein Korps durch einen unglaublich artistischen Auftritt.

Die schrille Brass-Band Querbeat präsentierte ihren neuen Karnevalshit „Dä Plan“ und andere Gassenhauer gewohnt druckvoll. Musiker stiegen auf die Tische, "Nie mehr Fastelovend ohne Dich" rockte den Saal.

Lööre Karnevalisten kennen eigentlich alle rheinischen Karnevals-Highlights, weil KG-Literat Matthias Esch sie regelmäßig in den Tempel des Lööre Karnevals holt. Mit Wolfgang Trepper erlebten sie an diesem Abend einen gelungene Premiere, wenn auch keine rheinische. Der gebürtige Duisburger arbeitete sich humoristisch-kabarettistisch an Schlagertextnonsens von Drafi Deutscher, Heino und Roland Kaiser ab. Zum Beispiel an der Zeile: "Nimm den goldenen Ring von mir, dam dam, dam dam. Bist du traurig, dann sagt er dir, dam dam, dam dam ..." Scharfsinnig kombinierte Trepper, dass ein Ring ja nichts sagen könne. Ausführlicher ist er übrigens gemeinsam mit Mary Roos und dem Programm „NUTTEN, KOKS & FRISCHE ERDBEEREN“ zu sehen. Er verließ die Bühne inklusive Zugabe und Rakete.

KG Sieglar: Herrensitzung 2017. Fotos: Carsten Seim

Eine zweite Premiere bot diese Herrensitzung mit dem Auftritt der Höppebeenche der KG Grün-Weiß 1966 e.V. Bergheim. "Wir haben in Sieglar einen großartigen Karneval, aber ein Tanzkorps wie die Bergheimer haben wir nicht", erklärte Elferratspräsident Marco Esch.

Das Finale dieses wirklich berührenden Herrentermins lieferten Cat Ballou. Standing Ovations für
"Et gitt kei Wood, dat sage künnt, Wat ich föhl, wann ich an Kölle denk, wann ich an ming Heimat denk!"

KG Sieglar: Herrensitzung 2017. Fotos: Carsten Seim

"Tage wie diese" von den Toten Hosen und "So soll es bleiben" von Ich+Ich - diese Hymnen sind gesungen Marco Esch und gespielt vom wirklich genialen Orchester Helmut Blödgen längst zu Erkennungsmelodien des Sieglarer Karnevals avanciert. Auf Wiederhören und -sehen.

Unter den Gästen, die all das miterleben durften, waren Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski, das kommende Dreigestirn mit Prinz Roman I. (Roman Brück), Jungfrau Michaela (Michael Mönning) und Bauer Markus (Markus Grommes), die Drei von der Bankstelle mit Ex-Prinz Holger Hürten, Ex-Jungfrau Christian Seigerschmidt, der auch als Vorsitzender des Unternehmer-Clubs pro Troisdorf begrüßt wurde, sowie Ex-Bauer Peter Biller sowie weitere frühere Tollitäten und solche der Zukunft, die offiziell noch niemand kennt.

KG Sieglar: Herrensitzung 2017. Fotos: Carsten Seim

Mit dabei waren auch Klaus und Ulrich Reifenhäuser.

Gesichtet wurde auch Manfred Zender, Chef der Kölner Kultgaststätte Em Hähnche und Baas des Großen Rates der Großen Braunsfelder Karnevalsgesellschaft. Er ist bekennender Fan der KG-Sitzungen.

Bericht und Fotos: Carsten Seim für die 1. Große Karnevalsgesellschaft Sieglar und alle, die da waren.