Zweite KG-Prunksitzung: Pralles Programm und eine afrodisierende Premiere!
Der Begriff "Aphrodisiakum" hat für jecke Sieglarer seit dem 9. Februar eine ganz neue Bedeutung in neuer Schreibweise: "Afrodisiakum". Und das hat mit einer Premiere bei der zweiten Prunksitzung der 1. Großen Karnevalsgesellschaft Sieglar zu tun. Comedian Dave Davis alias Motombo Umbokko, erster schwarzer Redner auf der historischen Bühne der Küz, "kölscher Jung mit Bläck Fööss" und "Melanin-Überschuss", kitzelte das Publikum als "Toilettenmann" mit Pointen-Kanonaden zu Standing Ovations. Die pralle - wie immer von Matthias Esch zusammengestellte - Setliste der Sitzung las sich ansonsten wie ein Who is Who des Kölner Karnevals. KG-Präsident Marco Esch führte durchs Programm, das bis in den Morgen dauerte.
Nach Einzug und Show des "Junggesellen"-Dreigestirns um Roman I. (Brück), Jungfrau Michaela (Michael Mönning) und Bauer Markus (Grommes) gab Guido Cantz den Eisbrecher. Er zeigte sich recht politisch und ging ausführlich auf den US-Präsidenten Donald Trump ein. Dessen Stellvertreter Mike Pence lud den Mann aus Porz zur Pointe ein. Das habe es in den USA noch nie gegeben, dass die Regierung von Donald und Micky gestellt würde. Das kam an. Auch der aktuelle Karnevalisten-Protest um ein Kölner Hotel, das Gastgeber für den kommenden Bundesparteitag der AfD ist, war Thema. Sympathie-Applaus im Publikum.
Schenk mir dein Herz – Henning Krautmachers Höhner rockten als erste von fünf Bands an diesem Abend den Saal. Zugabe. Auch wenn sie eigentlich schnell wieder weg mussten. Fliegender Wechsel mit den Paveiern. Das erste Musik- und Tanzkorps dieser denkwürdigen Sitzung war die Stattgarde. Vor allem die weiblichen Zuschauer schwärmten von der rein männlichen Tanztruppe, die sich kollektiv mit einem Ruck von ihren Matrosen-Uniformen befreite und armfrei im Ringelhemdchen abtanzte. Es blieb bei Blicken, denn die Jungs sind eben ... "Statt". Sich selbst apostrophieren sie gern als die "schärfsten Schenkel" von Köln. Die gesamte Truppe ist einfach nur ... geil! Wiedersehen macht Freude.
Martin Schopps und Dieter Röder alias "Ne Knallkopp" waren die letzten Redner vor der Pause.
Halbe Stunde Klönen im Foyer, und dann kamen die Fööss. Einmal mehr zeigte sich, wie sehr ihnen selbst und auch ihrem Publikum ihr neuer Mitsänger Mirko Bäumer gefällt. Highlight an diesem Donnerstagabend war die Köln-Hymne der Fööss – Du bes die Stadt, gesungen im Duett mit dem früheren FC-Star und Nationalspieler Stephan Engels. Hymne und Sänger wurden gefeiert – das war wirklich sehr großes Kino! Der in Niederkassel geborene Engels engagiert sich heute ehrenamtlich als Vorsitzender des TuS Mondorf.
Eine weitere Überraschung dieser Sitzung war die Premiere des Redners Dave Davis – in der Rolle des "Toilettenmannes Motombo Umbokko" hielt er den aus seiner Sicht völlig zu Unrecht depressiven Deutschen den Spiegel vor: "Wir sind eines der reichsten Länder der Erde. Doch das deutsche Volk ist verängstigt." Davis ist ugandischer Abstammung, daher sein Hinweis auf den eigenen "Melaninüberschuss". Geboren ist er 1973 in Köln und beherrscht mühelos klickende afrikanische Dialekte, aber auch das kölsche, sächsische und bayerische Idiom. Er ist unglaublich schnell und pointenreich - Cantz mit Nachbrenner, wenn man so will. "Motomba" teilte kräftig aus, zum Beispiel gegen Pegida. Der "dicke Helmut" hätte den Ossis "dicke Hose versprochen". Stattdessen habe es aber nur "nasse Hose" gegeben, so Davis. Da müsse man doch verstehen, so seine Schlussfolgerung, dass die im Osten randalieren. Mühelos balancierte er an politischen Korrektheiten vorbei und schilderte anschaulich, wie Besuch an seiner Lehmhütte klingeln kommt. Am Beispiel einer guttural artikulierten bayerischen Wegbeschreibung spiegelt er die Aufforderung, dass Einwanderer "endlich einmal deutsch lernen sollen". Das kann man nicht beschreiben. Das muss man gehört haben ... und so weiter. Als beste "Stand-up-Comedy-Manier", kommentierte die renommierte Neue Osnabrücker Zeitung einen seiner Auftritt im nicht-rheinischen Ausland. "Aufgepasst! Hier kommt der Kracher der Session", titelte der Kölner EXPRESS über den Redner, der sein weißes Publikum liebevoll als "Albino-Äffchen" ansprach.
Die Kölner Tanzgruppe "DE HÖPPEMÖTZJER" e.V. präsentierte artistischen Gardetanz.
Die Micky Brühl-Band, MBB, rockte den Saal mit ihrem neuen Song „Ein Hoch auf die Liebe“ und Klassikern: "Ich mööch zo Foos no Kölle jonn, op d’r Düxerbröck bliev ich stonn. Ming Aure luure üvver d’r Ring, ich muss ming Stadt, mieh Kölle sinn." Seliges Mitternachts-Schunkeln und Mitsingen im Saal. Und in der ersten Stunde des neuen Morgens gab es ein letztes druckvolles "Hallo wach" von Querbeat.
Kurz vor ein Uhr morgens schloss KG-Präsident Marco Esch diese wirklich besondere Zeremonie des Karnevals und des nachbarschaftlichen Zusammenseins. In Nächten wie diesen wünscht man sich ... na, sie wissen schon ... "Unendlichkeit",
Aus der Gästeliste dieser Sitzung – anwesend waren die MdB Elisabeth Winkelmeier-Becker, Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski, die Stadtwerke-Chefs Peter Blatzheim und Andrea Vogt, die Kreistagsabgeordnete und Landtagsabgeordnete Katharina Gebauer, CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Biber sowie Abordnungen verschiedener Karnevalsvereine und Repräsentanten der Wirtschaft, unter ihnen Ulrich Reifenhäuser und die Banker Holger Hürten, Prinz Karneval 2014/2015, sowie Ralf Klösges – beide Senatoren der 1. Großen KG Sieglar.