Zweite Mädchensitzung mit Trump, Carmens Schlauchbootlippen und zwei Abschieden
Die zweite Mädchensitzung dieser Session am 16. Februar war ein Nachmittag (14.15 Uhr) und Abend der großen Gefühle. Der Saal zur Küz erlebte eine Premiere – das bejubelte Thorrer Schnauzer Ballett – und zwei rührende Abschiede. Charly Brand, Gründer der Räuber, sagte den Lööre Girls Goodbye. Und Blom und Blömcher-Gründer Hannes Blum hatte ebenfalls seinen letzten Auftritt in Sieglar. Wie schade, erlebten wir ihn doch wieder einmal in Hochform als Parodie des amerikanischen Präsidenten Trump und in einer seiner Paraderollen als Mireille Matthieu mit wunderbar überzeichneter ruckartiger Gestik. Das fünfstündige von KG-Literat Matthias Esch zusammengestellte Programm las sich wieder wie ein Who is Who des rheinischen Sitzungskarnevals inklusive einer gleichfalls bejubelten Unterhosen-Show des Sieglarer Dreigestirn-Gefolges – Baumwoll-Feinripp mit Eingriff nota bene: Nicht nur beim Schottenkostüm zeigen die Junggesellen Traditionsbewusstsein, auch bei der Unterwäsche.
Guido Cantz gab den Eisbrecher. Mama Margret war im Auditorium. Der Entertainer zeigte sich entspannt und amüsierte die Mädchen unter anderem mit Trumpwitzen (Donald und Mickey regieren jetzt Amerika, inklusive Enten-Schnattern). Die Pavaier und Bernd Stelter folgten. Querbeat rockte den Saal. Un ich sag: Nie mehr Fastelovend, nie mehr rut un weiß, nie mehr Fastelovend – ohne dich.
Und nie mehr ohne den jecken Laufsteg im Saal. Wie immer überboten sich die Mädchen in irren Kostümen. Eine der Teilnehmerinnen hatte sich als Mann verkleidet, und zwar so perfekt mit blondem Schnäuzer, dass man wirklich glauben konnte, es habe sich das falsche Geschlecht in die Sitzung verirrt. Einhörner, Steam Punk kombiniert mit Marieche-Kostüm-Elementen, Adelskostüme, Einhörner. Später mischte sich alles bunt bei DJ Zimmermanns Aftershow-Party.
Zurück zum von KG- und Elferratspräsident Marco Esch moderierten Programm: Martin Schopps folgte. Amüsierlich sind die Anekdoten aus seinem Berufsschullehrer-Alltag. Von Helikokopter-Eltern, die ihre Schützlinge stets umkreisen, führte er das Publikum zur bisher unbekannten Gattung der U-Boot-Eltern: „Die tauchen immer ab, wenn es Probleme gibt.“
„Es sind wirklich herausragende Parodisten des Kölner Karnevals“, kündigte Marco Esch Blom und Blömcher an. Und deren Gründer machte dieser Ankündigung alle Ehre, als er mit einem Segway in Star-spangled-Banner-Jacket und Trump-Perücke in den Saal einfuhr. Er hört nach 46 Jahren – leider – auf. Soweit die schlechte Nachricht. Und nun die Gute: Die anderen wollen weitermachen. Sehr gut kam die neue Trump-Hymne an: „Tausend mal blondiert, tausend Mal ist nichts passiert.“ Am Ende habe die Chemie auf dem Kopf aber offenbar doch zur Gehirnerweichung bei Trump geführt, so Blum unter Gelächter. Auch Carmen Geiss in einer Darstellung mit Schlauchboot-Lippen war Spottgegenstand der Blum-Truppe.
Schon im Foyer des Saales waren Cat Ballou die Helden der Selfie-Fotografinnen und hielten lächelnd dem Andrang stand, bis alle Handy-Bildspeicher gefüllt waren. Im Saal wurden Sie gefeiert. Natürlich gab es Ihre Hymne: „Ich ben Lokalpatriot Met stolzer Bross ming Fahn schwing rud un weiß“. Erstmalig sahen wir die Jungs auch mit Rapper: Gemeinsam mit Mo-Torres sangen und rappten sie „Liebe Deine Stadt.“ Der Imperativ ist eigentlich unnötig. Denn Köln lieben wir alle! Und Lukas Podolski, der dieses Projekt mit initiiert hat, auch! Während des Vortrages wurde eine FC-Fahne auf der Bühne geschwenkt.
Die Räuber folgten. Rührende Szenen spielten sich auf der Bühne ab, als Matthias und Marco Esch Charly Brand auf der Bühne verabschiedeten. Es war definitiv sein letzter Auftritt in Sieglar. Er wolle sich wieder der Musik aus seinen Jugendjahren zuwenden. Wie alle Sieglarer Sitzungsgängerinnen und -gänger wissen, ist er bekennender Fan von Credence Clearwater Revival. Wie es weitergeht? In einem Interview mit der Westdeutschen Zeitung sagte er über seinen Nachfolger Torben Klein: „Der Jung’ ist super. Der hat sofort verstanden, worauf es ankommt und ist ein wirklich guter Musiker. Um den mache ich mir keine Sorgen. Und „Wenn et Trömmelche jeht“ hat er auch schon drauf, vielleicht sogar besser als ich.“
Premiere: Das Thorrer Schnauzerballett. Dieses Ballett, das 1987 von Mitgliedern des Thorrer Kirchenchores gegründet worden ist, sorgte mit ausgeklügelter Choreographie, Waschbrettbauch-T-Shirts, Abba- und Blues Brothers-Kostümen für „Ekstase!“. Damit ging es nahtlos weiter, als Brings die Bühne enterten. Polka, Polka usw. Kurz vor acht kam es zum Finale. Marco Esch, Dreigestirn, Gefolge, Elferrat auf der Bühne. So soll es sein, so soll es bleiben – Amen!
Bericht und Fotos: Carsten Seim für die 1. Große Karnevalsgesellschaft Sieglar